Seit 2015 gibt es am Campus eine DaZ- oder auch Sprachfördergruppe.
Unter Federführung von Theresa Strock werden Kinder aus vielen verschiedenen Ländern in Deutsch unterrichtet und so für ihr weiteres (Schul-)Leben in Deutschland fit gemacht. Die Schülerinnen und Schüler werden neben Deutsch aber auch in Englisch und Mathematik unterstützt.
Angesichts des Krieges in der Ukraine sind in den letzten Monaten sehr viele Familien von dort zu uns in den Oberberg geflohen. Natürlich sind aber auch Kinder aus Familien in der Sprachfördergruppe, die aus vielfältigen anderen Gründen, wie etwa politischen oder religiösen Gründen aus ihrer Heimat geflüchtet sind, so zum Beispiel aus Afghanistan oder Syrien.
Des Weiteren gibt es auch Kinder aus Familien, die in erster Linie aus beruflichen Gründen ihre Heimat verlassen haben und die beispielsweise aus China oder Rumänien in den Oberberg gekommen sind.
Wenn die Kinder und Jugendlichen am Campus ankommen, werden sie je nach Sprachkenntnissen in eine der drei Erstfördergruppen eingeteilt oder aber der Anschlussförderung zugewiesen. Einteilungskriterium ist hierbei vor allem der Zeitraum der Ankunft in Deutschland und das damit erreichte Sprachniveau: Wer kürzer als zwei Jahre in Deutschland lebt, wird im allgemeiner einer Erstförderung zugewiesen.
Wer schon entsprechende Sprachkenntnisse mitbringt oder aber seit mehr als zwei Jahren in Deutschland lebt, wird der Anschlussförderung zugeteilt. Sie werden „nur noch“ dreimal wöchentlich unterrichtet. Die Schülerinnen und Schüler der Erstfördergruppen dagegen werden achtmal in der Woche mit Fördermaterial, das zum Leistungsstand der Kinder und Jugendlichen passend ausgewählt wird, begleitend gefördert. Das stellt aufgrund der sehr unterschiedlichen Hintergründe, Erfahrungen und nicht zuletzt auch häufig traumatischen Erlebnisse der Kinder und Jugendlichen für die unterrichtenden Lehrerinnen und Lehrer eine erhebliche Herausforderung dar, bei der sie von der gesamten Schulgemeinschaft bestmöglich begleitet werden. Darüber hinaus wird die Sprachfördergruppe übrigens auch großzügig vom Förderverein des HGN unterstützt, in der Adventszeit gab es beispielsweise einen Adventskalender für die Kinder.
Neben dem Unterricht in den Sprachfördergruppen verbringen die Kinder und Jugendlichen die übrige Schulzeit in den Regelklassen, denen sie zugewiesen wurden, und nehmen dort am „normalen“ Unterricht teil.
Um auch hier den Kindern und Jugendlichen so gut wie möglich bei einer raschen und erfolgreichen Integration zu helfen, werden in den aufnehmenden Klassen Patinnen und Paten ernannt, die sich besonders um die ausländischen Mitschülerinnen und Mitschüler kümmern und ihnen bei allen möglichen Fragen und Problemen zur Seite stehen.
Viele der unter teilweise sehr schwierigen Bedingungen zu uns gekommenen Kinder und Jugendlichen leben sich so schnell in unserer Schulgemeinschaft ein und können im Allgemeinen nach nur zwei bis drei Jahren vollständig in den Regelunterricht übergehen.
Andrea Bokelmann
Im Anschluss berichten zwei ehemalige SchülerInnen der Sprachfördergruppe von ihren Erfahrungen:
Mariam Ali ist eine ehemalige Schülerin der Sekundarschule und inzwischen Schülerin des HGN.
Mariam erzählt:
Mein Name ist Mariam Ali, ich bin 17 Jahre alt und bin seit 7 Jahren in Deutschland. Meine Eltern entschieden sich 2015 nach Deutschland zu kommen, damals war es üblich, dass viele ihr Land aus verschiedenen Gründen verlassen haben. In Syrien haben wir in einem kleinen Dorf „Hamidiya“ gelebt. Das Dorf war sehr nah an dem Libanon. In der Kriegszeit war mein Dorf nicht sehr betrof- fen, da es nah an Libanon lag, also hatten wir Glück. Trotzdem haben sich meine Elternentschieden nach Deutschland zu kommen, um für uns besser zu sorgen. Sie sagten immer: „Es gibt nichts Besseres als die Bildung, deswegen müsst ihr euch bilden und gut in der Schule sein, denn so eine Chance ist einmalig und die hatten wir nicht.“
Als wir nach Deutschland kamen, konnten wir kein Deutsch. Ich war sehr kontaktfreudig und habe mich mit anderen unterhalten, um die Sprache zu lernen. Eine große Hilfe war die Sprachförder- gruppe am HGN. Die Lehrer:innen waren sehr hilfsbereit und aufmerksam. Sie standen immer hin- ter einem und ermutigten einen zu sprechen, auch wenn man nicht komplett die Sprache be- herrschte. Ich mochte es sehr, wenn die Lehrer:innen mit uns kreative Spiele spielten. Mittlerweile merken die Menschen um mich herum nicht, dass ich erst seit 7 Jahren in Deutschland bin, manche denken sogar ich bin hier geboren – das bringt mich immer zum Lachen.
Seit 2021 habe ich meinen Realschulabschluss mit Qualifikation. Nach meinem Abschluss ent- schied ich mich Abitur auf dem Homburgischen Gymnasium zu machen, denn später möchte ich Pharmazie studieren und selbstständig werden.
Mariam Ali
Suhail Al Naqeeb Al Yafeil hat vor einem Jahr erfolgreich sein Abitur am HGN abgelegt und studiert inzwischen in Karlsruhe.
Suhail erzählt:
Mein Name ist Suhail Al Yafei, ich bin 19 Jahre alt und komme ursprünglich aus dem Oman.
Ich kam 2018 mit meiner Familie nach Deutschland, woraufhin ich unmittelbar meine Schulzeit am HGN antrat. Dort habe ich dann die Sprachfördergruppe besucht, in der mir viel geholfen wurde. Hier konnte ich, durch den mühevollen Einsatz von Frau Strock, schnell Sprachkenntnisse in Deutsch erwerben. Um mich in den Mathematikunterricht einzufinden, erhielt ich Nachhilfe von Frau Weiß.
Nach der achten und neunten Klasse fing anschließend die Oberstufe an, in der ich aufgrund meiner gut entwickelten Deutschkenntnisse nicht mehr verpflichtet war, die Sprachfördergruppe zu besuchen.
Trotz der damals schwierigen Zeit während der Pandemie, fand Frau Strock immer einen Weg, zu unterstützen wo es nötig war.
So hätte ich, ohne den Aufenthalt in der Sprachfördergruppe sicherlich kein so zufriedenstellendes Abitur absolvieren können.
Da ich mich schon seit geraumer Zeit für Informatik sowie BWL und VWL interessiere, habe ich mich leicht für den Studiengang Wirtschaftsinformatik entscheiden können.
Durch mein gutes Abitur hatte ich an dieser Stelle multiple Möglichkeiten, was die Wahl der Universität anging. Letztendlich bin ich am Karlsruhe Institut für Technologie (KIT) gelandet, was sich mit seinem exzellenten Ruf begründen lässt.
Nach meinem Studium strebe ich an, als IT-Berater tätig zu werden.
All diese großartigen Wege haben sich letzten Endes zu einem enormen Anteil durch die Hilfe in der Sprachfördergruppe und Frau Strock ergeben, wofür ich sehr dankbar bin.
Suhail Al Naqeeb Al Yafeil